Anja Zörner – Zugereiste, später jüngste im Pfarrgemeinderat

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Anja Zörner

Über Ehrenamt, Herzlichkeit, Geselligkeit und das Gefühl vom Verbundensein durch gemeinsame Werte

Ehrenamt — Es war mir eine Ehre!

Vielen Dank an das Garmischer Tagblatt für die freundliche Genehmigung, diese gezeigten (für mich biografisch wertvollen) Artikel mit Euch teilen zu dürfen. Diese dienen der Dokumentation.

Der Glaube sei spannender als eine Weltumseglung, ließ ich mir in meinen Ministrantenausweis schreiben. Aus einigen Zitaten wählte ich diesen Gedanken. Warum? Weil er mich daran erinnerte, dass der gelebte Glaube, der besonders spannende ist. Daraus schöpfte ich Motivation mich in der vormaligen Pfarrei St. Martin Garmisch, die heutzutage Pfarrverband Zugspitze heißt, zu engagieren.

Ja, ich war Ministrantin, eine der ersten nachdem es Papst Johannes Paul II. ab 11. Juli 1992 ermöglicht hatte

Wir glaubten an Gott, den Allmächtigen, einen guten Gott, für den wir als Messdiener Gottesdienste mitgestalteten, dienten, um dem Pfarrer praktisch zur Seite zu stehen, indem wir ihm das Buch zur Lesung hielten oder Wasser und Wein reichten, dem Priester Hände wuschen oder  ihm den Weg „leuchteten“, wenn wir prachtvolle Kerzenleuchter neben ihm trugen, da er auf dem Weg zur Verkündigung des Evangeliums war oder wir läuteten mit Glöckchen im Rhytmus 2-3-3, kurz-lang-lang zur sogenannten Wandlung. Daran erinnere ich mich gerne zurück. Es waren beseelte Stunden morgens oder abends, wenn man zum Ministrieren bestellt, denn eingeteilt war. Dieses Ehrenamt ergänzte meine Schulzeit um eine andächtige Aufgabe doch gut sichtbar vor aller Welt zumindest jener kleinen großen im prunkvollen Kirchenraum der Pfarrkirche St. Martin.

Zum Glauben fand ich im Kindesalter ganz bewusst, wer hätte das gedacht?

Denn ich bin in Sachsen-Anhalt geboren. In Bayern erst später aufgewachsen. Rechtzeitig vor der Erstkommunion entschied ich mich zur Taufe und in der vierten Klasse für das Ministrantenamt. Eine Entscheidung führte zur nächsten. Ich übernahm gerne weitere Aufgaben, die mich herausforderten und genauso sehr erfüllten. Für mich war es sinnstiftend, Verantwortung für eine gute Sache zu übernehmen. Indem ich zusätzliches Engagement zusagte wie das zum Gruppenleiter berufen, der wöchentliche Gruppenstunden für die jüngsten Ministranten vorbereitete oder Jugendfahrten mitbegleitete, lernte ich mich selbst, von einer neuen Seite kennen. Ich förderte Kinder im harmonischen und aktiven Miteinander. Gemeinsam kreativ sein, stärkte das Gemeinschaftsgefühl. Teambuildingmaßnahmen würde man dazu im beruflichen Kontext sagen. Ich teilte gerne meine Erfahrungen als Ministrantin und freute mich, wenn wir alle auf geselligen Ausflügen mehr von der Welt auch außerhalb des Pfarrheims und Kirchendachs entdeckten.

Gibt es Ministranten in jedem Alter? Durchaus, doch viel seltener ...

Gernot Gottwals ist Journalist in Frankfurt am Main, schreibt für die FNP (Frankfurter Neue Presse). Er beschäftigte sich jüngst mit Fragen zum Thema und dachte an mich. Ob ich einmal aus meiner Perspektive berichten könnte, fragte er.

Gernot: 

Welche Anforderungen sollte man auch als junger oder jung gebliebener Erwachsener für dieses Amt erfüllen und welche Rolle spielt dabei die von dir angesprochene Herzenswärme?

Anja:

Sobald man sich als Ministrant/ Ministrantin engagiert gleich in welchem Alter, kostet das Zeit. Und es kostet Mut, sichtbar gläubig in Erscheinung zu treten. Was als Kind in manchen Regionen wie Tradition erscheint, anders im Erwachsenenalter – außer in Rom. 

Und doch gibt es sie. Ein frommes Beispiel ist hier nachzulesen >> Link: Mit 80 Jahren immer noch Messdiener. Oder sehr wertschätzend wirkt die Website der katholischen Kirche an der Schutter. Dort wird der Zuwachs „von acht erwachsenen Frauen und Männern „offiziell“ in den Dienst des Ministranten.“ , mit einigen Worten erklärt. 

Gernot: 

Findet man überhaupt einen Einstieg, wenn man sich zwar entsprechend engagieren will, aber nicht auf  Erfahrungen aus der Kindheit im Rahmen der Erstkommunion zurückgreifen kann? 

Anja:

Auf jeden Fall passiert das nicht automatisch. Das hängt von der jeweiligen Pfarrei ab. Ich glaube, je herzlicher, d.h. umso aufgeschlossener, fürsorgender, wertschätzender und achtsamer die katholische Kirche mit Mitgliedern umgeht, desto eher sind Kirchenmitglieder motiviert und entwickeln daran Interesse, ein Ehrenamt wie das als Ministrant/ Ministrantin zu übernehmen – gleich in welchem Alter unabhängig von der Erstkommunion.

Gernot:

Warum ist es überhaupt so wichtig, dass ein Gottesdienst mit Pfarrer nicht nur als „One-Man-Show“ stattfindet, sondern dass er assistierend begleitet wird?

Anja:

Weil es um Gemeinschaft geht, gerade beim Dienen vor dem Herrn. Geistliche wie Pfarrer Pohl, Pfarrer Sand, Pfarrer Lang, Pfarrer Frauenlob, Pfarrer Kobler, Pfarrer Hof waren es, die uns Ministranten damals sehr zugewandt und aufmerksam begegneten – gewiss ein Garant für eine angenehme Zusammenarbeit, wodurch ein jeder Gottesdienst mehr Lebendigkeit gewinnt.

Gott sei Dank bot sich mir so viel Gelegenheit, mich solidarisch einzubringen

Schlussendlich blicke ich zurück und stelle fest, wie viele spannende Aufgaben ich als Ministrantin übernommen hatte und daran persönlich gewachsen bin. Bis in den Garmischer Pfarrgemeinderat reichte mein Wirken zu seinerzeit als jüngstes Mitglied.

Dabei erlebte ich, dass es okay war, nie Dirndl zu tragen, kein Makel war, auffallendes Hochdeutsch statt Dialekt zu sprechen und als Vegetarierin nicht schief angeschaut wurde.

Ich folgte dem Ideal, mich aufrichtig, liebenswürdig und nützlich einzubringen. Wie man in den Wald ruft, so hallt es zurück? Ganz sicher, so habe ich es erlebt und verbleibe seitdem dankbar für jede Menge Teamwork. Ich blicke auf eine tolle Jugendzeit.

Seid Ihr früher auch Ministrant/ Ministrantin gewesen oder es immer noch? Lasst uns gerne einander vernetzen.

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